Der Architekt und sein Foto.

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Strategien der Selbstinszenierung in der Moderne

Das Forschungsvorhaben mit dem Ziel der Habilitation beleuchtet erstmalig den Umgang von Architekt*innen mit Fotografien der eigenen Person, eigener Bauten und im Kontext von Entwurfsprozessen unter Berücksichtigung sowohl foto- und architekturhistorischer als auch kunsttheoretischer Gesichtspunkte. Mit der Etablierung der Fotografie als Medium, sprich als wichtigem Bestandteil von Zeitungen, Zeitschriften oder Büchern, ging eine veränderte Nutzung einher, die auch Auswirkungen auf die bildimmanenten Strategien personen- und objektbezogener Repräsentation hatte. Daher widmet sich dieses Forschungsvorhaben jener Generation von Architekt*innen, die in dieser Zeit des medialen Umbruchs am Anfang ihres Schaffens standen und die – so die These – dieses neue Medium gezielt zur Selbstinszenierung einsetzten. Die Vertreter*innen der Moderne sahen sich im Zuge der beiden Weltkriege gleich zweimal in ihrer Laufbahn mit starken politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen konfrontiert, die sich sowohl auf ihr architektonisches Werk als auch auf die Formen der Selbstdarstellung in der Öffentlichkeit auswirkten. Die Fotografie war dabei ein unverzichtbares, inszenatorisches Mittel. Doch so unterschiedlich ihre Erscheinungsformen, so different war auch der Gebrauch durch die Architekt*innen sowie deren Haltung zu diesem Medium, die von totaler Begeisterung bis hin zu völliger Ablehnung reichen konnte. Daher muss die Bandbreite dieser Untersuchung möglichst weit gefächert sein: Vom klassischen Porträt über die fotografierte Architektur bis hin zu eigenen Aufnahmen oder Fotomontagen der Architekt*innen werden alle Varianten in den Blick genommen. Auf Basis des zu erfassenden fotografischen Bestandes einzelner Architekt*innen ist die primär zu klärende Frage jene nach der dahinterstehenden Intention und der erwünschten medialen Wirkung im Kontext der publizierten Fotografien.

Die wissenschaftliche Bedeutung dieses Forschungsvorhabens liegt dabei in der interdisziplinären Methodik: Die in der Kunstgeschichte etablierten bildwissenschaftlichen Ansätze werden genutzt, um fotografisches Material neu zu bewerten und in den übergeordneten Kontext der Fotogeschichte zu setzen. Zu den Inszenierungsstrategien gehört neben dem Ziel der Selbstvermarktung traditionell auch der Einsatz für den eigenen Nachruhm, der sich nicht nur darauf beschränkt, Architekt*innen in persona ins Bild zu setzen, sondern auch deren Fertigkeiten eine adäquate Bildsprache zu bieten. Folgerichtig muss eine reine Übertragung des Porträtbegriffes aus der Kunstgeschichte auf die Fotogeschichte kritisch bewertet werden. Es gilt daher, im Rahmen des Forschungsvorhabens zu diskutieren, inwiefern der bisherige Gattungsbegriff des „Architektenporträts“ Bestand hat oder in Teilen zu revidieren ist bzw. auf die Architektur als unverzichtbares Element der Identität des Architekten ausgedehnt werden muss. Die Arbeit stellt folglich neue Erkenntnisse hinsichtlich der Fotografie als Instrument der Selbstinszenierung der Architekt*innen sowie der damit verbundenen Neupositionierung dieses Genre innerhalb der Geschichte der Fotografie in Aussicht.