Blockseminar in Berlin, 2022

  Schwedenhaus, Hansaviertel © A. Hensel  

Siedlungsbauten in Berlin

In Ergänzung zum Forschungsfeld aus dem Wintersemester 2021/2022 zu den Berliner Siedlungsbauten des 20. Jahrhunderts begaben wir uns mit einer Gruppe Studierenden auf Exkursion. Vor Ort setzten wir uns mit den unterschiedlichen Siedlungen Berlins auseinander und untersuchten das bisher im Seminar erarbeitete Wissen am Objekt selbst.

Ein Fokus der Exkursion lag unter anderem auf der rasanten Entwicklung des Neuen Bauens in den 20er und 30er Jahren. Angefangen mit Bruno Tauts Schillerparksiedlung erkundeten wir die Wohnstadt Carl Legien, die Weiße Stadt und die Waldsiedlung Zehlendorf. Auch die Großsiedlungen dieser Zeit waren wichtige Orte in unserem Programm, bei denen wir über die Rolle von Farbe und Materialität im Neuen Bauen nachdenken konnten. Ein besonderes Highlight war der abschließende Besuch des ehemaligen Ateliers von Hans Scharoun und seiner Ehefrau Margit von Plato im späteren Bauabschnitt der Siemensstadt. Der zeitlichen Chronologie folgend begutachteten wir den Grazer Damm, wo wir uns die besonderen Merkmale des nationalsozialistischen Siedlungsbaus vor Augen führen konnten. Ein weiterer Schwerpunkt der Exkursion lag auf der Neubauentwicklung der Nachkriegszeit. Auf der Dachterrasse des Punkthochhauses Giraffe genossen wir einen atemberaubenden Blick über das von Otto Bartning geplante Hansaviertel. Weiterhin betrachteten wir Beispiele wie die Unité d‘Habitation von Le Corbusier, die Gropiusstadt in Neukölln, aber auch die sich dazu kontrastierenden Bauten Ostberlins wie die Karl-Marx-Allee. Nach einer Begehung der Wohnanlage der Autobahnüberbauung Schlangenbaderstraße erkundeten wir Projekte der 70er- und 80er Jahre in West- und Ostberlins. Besondere Aufmerksamkeit bekamen die Umgestaltung des Mehringplatzes, die Plattenbauten in Marzahn sowie die Highdeck-Siedlung in Neukölln.

Die wichtigsten Erkenntnisse, die wir in Berlin sammeln konnten waren, dass Fotografien nur einen sehr eingeschränkten Blick zeigen, dass jedes Großbauvorhaben immer von politischen Leitmotiven geprägt ist und das eine Begehung vor Ort mit den eigenen Beobachtungen die beste Quellenarbeit ist.

Text: Anna Hensel