Hässliche Entlein

  Platzhalter - Hässliche Entlein Urheberrecht: © A. Hensel

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Der nachhaltigste Umgang mit Architektur ist immer deren Erhalt. Für den Abriss eines Gebäudes sind häufig jedoch nicht Gründe der Nutzbarkeit oder der technischen Überalterung maßgeblich, sondern auch die Wertschätzung der Ästhetik einer bestimmten Epoche. Gerade die Bauten der 70er und 80er Jahre, die sogenannten „hässlichen Entlein“, entsprechen heute nicht dem Zeitgeschmack und fallen daher häufig der Abrissbirne zum Opfer. Das Projekt setzt sich zum Ziel, solche Bauten im Aachener Stadtraum aufzuspüren, deren architektonische Qualitäten mithilfe fotografischer Darstellung wieder sichtbar zu machen und auf diesem Wege ein neues, positives Image zu kreieren. Im Sinne einer ästhetischen Nachhaltigkeit soll damit die Wertschätzung und letztendlich auch die Motivation zur Weiternutzung solcher Gebäude gesteigert werden. Architekturfotografie vermag, die ästhetischen Qualitäten eines Gebäudes hervorzuheben, die so in der Realität vielleicht nicht wahrnehmbar sind und dadurch den Blick auf das Objekt bzw. den Architekturstil zu verändern. Entscheidend für die positive Wahrnehmung der Architektur ist dabei stets auch der städtische Kontext, welcher die Existenz des Gebäudes an genau dieser Stelle legitimiert. Der Blick durch die Linse beim Durchwandern des Stadtraums schärft dabei die Aufmerksamkeit und ermöglicht die Entdeckung verborgener ‚Schönheiten‘. Dass Architekturfotografie einen solchen Wandel in der Wahrnehmung von Architektur bewirken kann, zeigt aktuell das Beispiel des Brutalismus. Jahrzehntelang als abstoßende, unwirtliche Betonklötze abgestempelt, erlebt dieser Stil gerade eine Renaissance, für welche die Fotografie maßgeblich mitverantwortlich war. Eine Entwicklung, die zunächst durch professionelle Architekturfotografinnen und -fototgrafen, meist im künstlerischen Kontext (Bildbände, Ausstellungen etc.), angestoßen wurde, setzt sich mittlerweile durch Amateurfotograf*innen, zum Beispiel in den sozialen Medien, fort. Das Projekt macht es sich zur Aufgabe, in dem sehr praktisch-technisch orientierten Feld der Bauforschung die Wichtigkeit baukultureller Fragestellungen deutlich zu machen. Das Bewusstsein für das Thema der Nachhaltigkeit kann nicht nur durch die Entwicklung neuer Bautechniken oder Materialien gesteigert werden, sondern auch durch die Beschäftigung mit theoretischen Ansätzen aus den Geisteswissenschaften wie zum Beispiel der Soziologie oder Psychologie. In diesem Projekt sollen daher Methoden der Bildwissenschaft sowie medientheoretische Ansätze zur Fotografie und Grundlagen der Ästhetiktheorie dazu beitragen, die Frage zu klären, ob es möglich ist, durch die Darstellung von Architektur im Bild den Blick auf eben diese zu verändern und damit in einem weiteren Schritt auch Einfluss auf den praktischen Umgang mit Architektur zu nehmen. Kurz gefasst geht es um die Frage nach der Wirkmacht von Bildern im Kontext der Bewertung von Architektur und die Rolle von Fotografie bei der Verbreitung von Architekturideen.

Das Projekt umfasst ein vorbereitendes, theoretisches Seminar im Sommersemester 2022, gefolgt von einem praktischen Workshop in Kooperation mit dem Architekturfotografen Prof. Roman Bezjak von der FH Bielefeld zur Fotografie und als Abschluss die Präsentation der Ergebnisse mittels einer Ausstellung im Rahmen des Zukunft Bau – Pop up Campus im September 2022 und einer begleitenden Publikation.